Burgenretter und Ehrenbürger

Kennen Sie den Kunstschmied zu Creuzburg?

zum 120. Geburtstag von Adelbert Kühmstädt (07.03.1903 – 30.12.1983)

Warum trägt eine Straße im Wohngebiet Hohnert in Creuzburg seinen Namen?

Wer war dieser Mann? Er wurde Ehrenbürger von Creuzburg. Was hat er für Creuzburg getan?

Sein 120. Geburtstag am 7. März. Ein guter Anlass für mich, endlich etwas über sein Leben in Erfahrung zu bringen und festzuhalten. Seine Tochter Barbara (71) kocht mir Tee und erzählt vom Vater. Zeigt mir Familienbilder und Dokumente.

„Er hatte immer ein Lächeln. Mein Vater war ein sehr heimatverbundener, hilfsbereiter und engagierter Mensch.“ So fasst Barbara ihre Erinnerungen an den Vater am Gesprächsende zusammen.

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen aus der Kindheit. Um 1970 gab es in Creuzburg nur wenige Festnetztelefone. (An das Smartphone war noch lange nicht zu denken.) Familie Kühmstädt gehörte zu den glücklichen Telefonbesitzern. Traf dort eine Telefonbotschaft für uns ein, überbrachte sie uns Frau Kühmstädt fix persönlich. War eine schnelle Nachricht nötig, konnten wir Kühmstädts Telefon nutzen. Eine freundliche Familie.

Aus dem Leben von Adelbert Kühmstädt.

Seine Großeltern kamen um 1860 aus Mühlhausen nach Creuzburg. Großvater Wilhelm Ferdinand Kühmstädt war Landwirt und zeitweise Bürgermeister in Creuzburg.

Auch sein Vater Gottlieb Karl Adelbert Kühmstädt war Landwirt. Seine Mutter Marie Minna war Tochter des Creuzburger Bäckermeisters Johannes Nehring.

Adelbert kommt 1903 in Creuzburg zur Welt und sein Vater stirbt. Als Adelbert 5 Jahre alt ist, heiratet seine Mutter wieder. Sein Stiefvater wird der Schlossermeister Johann Heinrich Rudolf Nortmann (4.01.1876-13.10.1953).

Adelbert wächst mit 4 Geschwistern auf. Nach 8 Jahren Schule beginnt er eine Ausbildung zum Bau-und Kunstschlosser. In der Werkstatt von Gustav Laufer am Frauenberg in Eisenach lernt er alle Fertigkeiten. Danach geht er 3 Jahre auf Wanderschaft, um seine Fähigkeiten anzuwenden und zu verbessern. Am 27.08.1927 wird er zum Bau-und Kunstschlossermeister gekürt.

Er arbeitet in der Schlosserwerkstatt seines Stiefvaters Nortmann. Im Testament der Nortmanns ist Folgendes vermerkt: „Adalbert Kühmstädt soll als Vorausvermächtnis den Betrag von 2000 (Zweitausend) R.Mark zahlbar 1 1/2 Jahre nach dem Tode seiner Mutter, als Entgeld dafür erhalten, dass er seit 10 Jahren in unserer Schlosserei tätig ist, ohne Lohn zu erhalten.“

10 Jahre kostenlos in der elterlichen Schlosserei arbeiten und nach dem Tod der Mutter 2000R.Mark bekommen. Für Adelbert ist das keine Perspektive.

So erwirbt er nebenbei noch einen Abschluss. Er betreibt eine Maschinen-und Reparaturwerkstatt, repariert Landmaschinen. Betreibt Handel mit Maschinen und Zubehör.

In seiner Freizeit ist er im Creuzburger Turnverein aktiv und turnt am Reck.

1938 erwirbt er den Führerschein und ist als einer der wenigen Creuzburger mit seinem Auto unterwegs. 1939 wird er Soldat im 2. WK. Er kämpft im Kessel von Stalingrad, kommt in russische Gefangenschaft. 1949 kehrt er abgemagert auf 49 kg nach Creuzburg zurück. Das Haus der Schlosserei Nortmann ist abgebrannt.  Zunächst schlossert er hinter der Bushaltestelle am Markt (ehemals Panitz). Das heutige Haus Kühmstädt wird wieder aufgebaut. Hier wohnt er mit seiner Familie und schlossert mit Leidenschaft bis zu seinem 76. Lebensjahr. 

Nach dem Tod seiner ersten Frau war Adelbert nur der kleine Sohn geblieben.

1951 heiratet er die 18 Jahre jüngere Hildegard.

1952 kommt die gemeinsame Tochter Barbara Kühmstädt zur Welt. Sie betreibt noch heute eine Zimmervermietung in ihrem Elternhaus. Gut sichtbar am Haus ist der goldene Schlüssel, das Meisterstück des Vaters aus dem Jahre 1927 angebracht.

Adalbert, ein tatkräftiger geschickter vielseitiger Schlossermeister.  Der Mann für alle Fälle, ein Allrounder. Er führte Reparaturen jeglicher Art aus, von der metallenen Wärmflasche bis zum Wasserleitungsrohr, repariert Landmaschinen, Mähbalken, Kartoffelroder, Reparaturen die später die MTS (Maschinen-Traktoren-Station) übernimmt, er hilft engagiert vielen Leuten. Ist das Türschloss nicht mehr aufzubekommen oder der große Geldschrank der LPG (Landwirtschaftlichen Produktions Genossenschaft) will die Löhne für die Bauern nicht hergeben. Adalbert ist zur Stelle und öffnet den LPG Safe. Viele Creuzburger Wohnungen schmücken seine Leuchter.  Als Kirchenältester engagiert er sich für die Kirchgemeinde und deren Belange.

Adelberts Engagement für den Erhalt der Creuzburg.

Er kennt die Creuzburg sehr gepflegt und im guten baulichen Zustand. Hatte er doch oft für Kommerzienrat und Spitzenhotelier Georg Kossenhaschen Arbeiten auf der Burg ausgeführt.

Nachdem der Schulbetrieb 1974 eingestellt wurde, verfiel die Anlage zusehens. 1975 hatte sich der stellvertretende Minister für Kultur der DDR die Burg angesehen. Ein Mitarbeiter der Wartburgstiftung wohnte in der Burg und sollte die Aufräumarbeiten koordinieren.1979 hatte die Wartburgstiftung Rechtsträgerschaft und Verantwortlichkeit für die Creuzburg abgelehnt. Nach 5 Jahren Untätigkeit war 1980 der Burgzustand beängstigend. Ein Sturm hatte das Dach das Haupthauses schwer beschädigt.Sogar der Abriss wurde in Erwägung gezogen. Adelbert, Mitglied des Bauausschusses, kann den Zustand nicht mehr ertragen.

Gemeinsam mit Horst Wagner, dem Leiter der PGH Neuer Weg, verfasst er am 4.8.1980 ein deftiges Eingabeschreiben an den Ministerrat für Kultur der DDR. Hierin wird die Frage gestellt, was aus den 1975 begonnen Maßnahmen geworden sei. “Zur Zeit bewohnt noch ein Kollege, der ehemals die gesamte Anlage vor dem Verfall schützen sollte auf der Burg und treibt dort sein Unwesen“. „Wir Bürger der Stadt Creuzburg fordern deshalb, die sofortige Anwendung des Gesetzes zur Erhaltung der Denkmale in der DDR auch für die Creuzburg einzuhalten und die Gesetzesverletzer einer gerechten Strafe zuzuführen.“ Das Antwortschreiben lässt rund 5 Monate auf sich warten. Es trägt das Datum vom 12.01.1981.

Nun kommt die Rettung der Burg in Gang.

In Eisenach wird 1981 ein Meisterbereich des VEB Denkmalpflege aufgebaut, der sich mit um die Creuzburg kümmern soll. Für 1. Sicherungsmaßnahmen, Beseitigung von Bewuchs wird im Juli 1981 die IG „Die Creuzburg“ gegründet. Mittel werden von der Abteilung Kultur bereitgestellt.

Der Auftrag für eine Nutzungsstudie wird durch den Rat der Stadt Creuzburg an die Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar vergeben. Das sturmgeschädigte Herzoghaus bekommt ein neues Dach.

Adelbert Kühmstädt stirbt 1983 in der Gewissheit, dass die Creuzburg zu neuer Schönheit erstrahlen wird. Sicher würde es ihn mit Freude erfüllen, die Burg heute so zu sehen.

Schön, dass die Adelbert Kühmstädt Straße im Wohnbereich Hohnert sowie der goldene Schlüssel an ihn erinnern.

Es grüßen Sie Barbara Kühmstädt (langjähriges Mitglied im Burg-und Heimatverein) und Christina Möckel, die den Text verfasste.

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