Der August war auch in diesem Jahr der richtige Zeitpunkt für die Wanderfreunde im Verein. Bei den zu erwarteten hohen Temperaturen haben wir auch nur eine kleine Runde geplant. Treffpunkt war der Tegut- Parkplatz in Creuzburg.

Die erste Station war auch gleich der Torbogen zur Gottesackerkirche. Für viele Creuzburger, die des öfteren hier vorbei gehen, könnten die nachfolgenden Zeilen auch interessant sein, denn unser Vereinsmitglied Karl-Heinz Michel hat im Vorfeld so einiges an Informationen zu unserer kleinen Wanderung recherchiert.

Das Tor am Aufgang zum alten Friedhof und zur Kirche (vorher Frauenkirche oder Marienkirche und erst später Gottesackerkirche genannt) wurde in barocker Zeit im Jahr 1624 erbaut. Die Jahreszahl steht im Dachdreieck und darunter die Schrift: „SELIG SIND DIE TODTEN, DIE IN DEM HERRN STERBEN UND VON NUN AN JA, DER GEIST SPRICHT, DAS SIE RUHEN VON IHRER ARBEIT.“ mit Sanduhr.

Früher war dieser Torbogen mit einem Holztor verschlossen und davor ein offener Graben (noch keine Kanalisation). Auf beiden Seiten der Säulen sind Bänder-Verzierungen, die wie Schmiedearbeiten aussehen eingearbeitet und unten ragt auf jeder Seite ein Sitzstein heraus. Auf der rechten Seite ist noch der folgende Spruch zu sehen: „ALL DIE IHR HIER VORÜBER GEHT BEDENCKET, WIE ES UMB UNS STEHT, WAS IHR ITZT SEID, WARN WIR AUF ERDEN, WAS WIR NUN SINDT, MÜST IHR AUCH WERDEN“ mit Kruzifix und Totenkopf.

Die nächste Station war das Grab Sienhold/Trabert neben dem Weg zum Eingang der Kirche. Diese Namen sind untrennbar mit der Seidenraupenzucht in Creuzburg verbunden. Schon 1758 begann unter Amtmann Erdmann eine Seidenraupenzucht (mit 500 Raupen) in einem Zimmer der Creuzburg mit Maulbeerblättern von Bäumen, die im Ort in Bürgergärten, am Schlossberg, auf dem Klosterrasen (jetzt „Am Schulberg“ und auf dem Friedhof) sowie an den Bergen am Ebenauer Weg angepflanzt worden waren. Nach vielen missglückten Versuchen griff 1776 der neue Amtmann Schmidt die Idee der Seidenraupenzucht wieder auf. Es beteiligten sich jedoch nur wenige Bürger mit Interesse an der Seidenraupenaufzucht (Familienangehörige von Schmidt, Adjunkt Leffler (Bittbrief an Rinteln), Amtsvogt Müller, der Kirchner Trabert (er hatte 1765 die Kirchenbücher und den Kirchenschatz gerettet), Apotheker Köhler, Stadtschreiber Jäger, Gastwirt Weilinger, Stadtmusikus Sienhold u.a.).

1828 waren nur noch sieben kränkelnde Bäume übrig. Es fehlte auch an Technik, um die Seide von den Kokons abzuhaspeln und an Abnehmern für die Rohseide. Letztendlich musste die Seidenraupenzucht wieder aufgegeben werden.

Später gab es in Creuzburg die Seidenweberei Engländer, Berga, VEB Greika (Dederon).

Die Maulbeerbäume waren vereinzelt in Creuzburg am Stadtgraben (heute Gartenanlage) noch bis nach dem 2. Weltkrieg zu finden. Es gab auch ein Schulprojekt zur Seidenraupenzucht.

Unser Weg führte weiter zum Schützenplatz. Dazu hatte Herr Michel einige Informationen von Heidi Kühnel aus der Festschrift parat.

Der Schützenplatz war mit seinem alten Baumbestand seit jeher der Festplatz.

Obwohl der Ort immer in das gesellschaftliche Leben eingebunden war, ist über sein steinernes Denkmal am nördlichen Hang wenig bekannt. Dort ragt eine etwa zwei Meter hohe Stele aus Sandstein auf, die auf ihren vier Seiten an deutsche Persönlichkeiten erinnert und außerdem die Jahreszahl 1860 trägt.

In ihrem oberen Viertel erkennt man die Namen Luther, Arndt, Melanchthon und Schiller. Das Denkmal vereint damit zwei Reformatoren des 16. und zwei Dichter und Publizisten des 18./19. Jahrhunderts. Drei Bäume – ursprünglich sollen es vier gewesen sein – umrahmen das Denkmal. Die steinerne Säule, auch Dichterstein genannt, gibt Rätsel auf, denn Angaben zu ihrer Bedeutung, zu Zweck, Auftraggebern usw. fehlen.

Auf dem weiteren Weg kam er auf die Landwehr um Creuzburg zu sprechen.

Der Landwehrgraben und die Wälle vor Creuzburg (Bahndamm – Klärwerk) reichten über das Messtal, Wisch, Lampertsgraben bis nach Volteroda (fast 4 km). Es gab auch eine „Ebenauer-Burg“ und eine Landwehr westlich in der „Lampertsecke“ und dann weiter in Richtung Ifta.

Auch an die früheren Siedlungen wie Kolbendorf (beim Klärwerk) wurde erinnert. In die neue Stadt Creuzburg wurden laut der Chronik von Johann Crämer von 1514 die Orte West- und Ostmilinge, Colbendorf, Rumpfrain und Hebsberg eingegliedert. Die Bauern mussten ihre Fachwerkhäuser dazu abreißen, d.h. möglichst fachgerecht in ihre Bestandteile zerlegen und in der neuen Stadt wieder aufbauen. Hinzu kamen natürlich auch neue Einwohner, wie Händler, Handwerker und viele andere.

Der Weg Führte uns weiter zur Brücke am Bahndamm. Hier ist noch eine Hochwassermarke vom 06.Februar 1909 zu sehen. Aus der Geschichte ist uns das „Magdalenenhochwasser“ von 1342 bekannt, das als das höchste in ganz Deutschland gilt (Sage über die hl. Clara).

Die letzte Station war die „Gaststätte zur Linde“, wo wir den Abend in einer gemütlichen Runde bei einem kühlen Schluck Bier ausklingen ließen.

Herr Michel beendete hier auch seinen Bericht mit einem Rückblick auf das alte Amt Creuzburg. Diese Orte und Höfe gehörten einmal dazu: Creuzburg, Spichra, Pferdsdorf, Ifta, Scherbda, Schnellmannshausen, Volterode, Hattengehau, Schrapfendorf, Wolfmannsgehau, Ebenau, Buchenau, Freitagszella, Mihla, Ebenshausen, Frankenrode, Hallungen, Nazza, Lauterbach, Bischofsrode, Berka v.d.H., Hötzelsrode, Neukirchen, Ütterode, Stregda, Madelungen, Krauthausen, Hahnrode, Mihlberg (gibt es nicht mehr) und eingestreute Güter, von denen Wilhelmsglücksbrunn, Lengröden, Deubachshof und Mittelhof genannt seien.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal herzlich bei Karl-Heinz Michel für seine ausführlichen Recherchen, seine Ausführungen unterwegs und die Bereitstellung seiner Unterlagen bedanken.

Vorstand des BuHV Creuzburg e.V.

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